Die Arbeitskosten sind bereits in den vergangenen zehn Jahren mit 30 Prozent zehnmal so schnell gestiegen wie die Produktivität. Und die Auswirkungen der Corona-Krise treffen die M+E Industrie sehr hart. Damit beträgt der Verteilungsspielraum in vielen Betrieben der bayerischen M+E Industrie für das Entgelt – ungeachtet zusätzlicher Unsicherheiten bei der Entwicklung der wirtschaftlichen Lage im kommenden Jahr – quasi Null.
Bereits heute liegen die Tarifentgelte der bayerischen M+E Industrie mit durchschnittlich über 64.000 Euro pro Jahr deutlich über denen anderer Branchen. Die tariflichen Arbeitsbedingungen können zu Recht als überdurchschnittlich gut bezeichnet werden. Die Kehrseite der Medaille: Die hohen tariflichen Entgelte tragen erheblich dazu bei, dass bayerische M+E Unternehmen im internationalen Vergleich weniger wettbewerbsfähig sind.
Die Unterschiede in der M+E Industrie haben sich – sowohl auf Branchen- als auch auf Betriebsebene – in der Krise weiter verstärkt. Und mit der unsicheren wirtschaftlichen Lage werden sich die Unterschiede aller Voraussicht nach weiter verschärfen und die Änderungsgeschwindigkeiten werden zunehmen. Betriebe haben immer weniger Planungssicherheit und müssen auch kurzfristig schnell reagieren können. Deshalb brauchen Unternehmen dauerhafte, praktikable und verlässliche Differenzierungsmöglichkeiten, wie z. B. Einmalzahlungen mit einfachen, automatischen Kriterien.
Außerdem brauchen wir die Möglichkeit, das tarifliche Weihnachts- und Urlaubsgeld durch die Betriebsparteien erfolgsabhängig ausgestalten zu können. Ziel muss sein, dass ein Betrieb die Höhe variabel nach oben und unten gestalten kann. Davon würden Beschäftigte und Arbeitgeber gleichermaßen profitieren: Die Arbeitnehmer*innen erhielten in guten Jahren überdurchschnittliche Zahlungen, in unterdurchschnittlichen Lagen wird der Arbeitgeber entlastet.